#7: Mund zu - mach mal ne Pause!
Hohe Blutzuckerspiegel erfordern Höchstleistungen von deiner Bauchspeicheldrüse. Aber nicht nur die, sondern auch deine Zähne brauchen dringend Zeit und Ruhe! So gelingt Kariesprophylaxe.
Einen wunderschönen Sonntag!
Im ersten Teil hast du letzten Sonntag von mir erfahren, was es mit der glykämischen Last auf sich hat und dass der Körper seinen Blutzuckerspiegel konstant halten möchte:
Liegt die letzte Mahlzeit entsprechend lange zurück, sinkt der Insulinspiegel und die Bauchspeicheldrüse bekommt eine Pause. Und die ist wohlverdient und nötig!
Denn Burn out der Bauchspeicheldrüse nennt sich Diabetes mellitus Typ 2 und dieser tritt erst auf, wenn rund 80% der Zellen zerstört sind! Es lohnt sich, nach einer Mahlzeit mindestens vier bis sechs Stunden Nahrungskarenz einzuhalten. Kein Snack, nicht naschen, auch kein Milchkaffee oder Latte Macchiato mit Zucker und einem Keks! Kein Stück Obst, kein gesüßter Tee! Wirklich nur Wasser und ansonsten gar nichts. So bekommt die Bauchspeicheldrüse eine echte Pause, die Verdauung kommt zur Ruhe und der Körper die Chance, seine Flexibilität in der Energiegewinnung zu üben.
Keine Sorge, der Körper kann Energie aus seinen Speichern bereitstellen und du verhungerst nicht direkt. Bei niedrigen Insulinspiegeln wird Lipolyse begünstigt, also die Verwertung und der Abbau von Fett.
Zwischenmahlzeiten?
Bei vollwertiger Ernährung fällt es meist auch gar nicht schwer, wenn mal eine Mahlzeit ausfällt. Zwischenmahlzeiten? Für mich wirklich Quatsch. Wer hat den Mythos von Zwischenmahlzeiten eigentlich in die Köpfe gepflanzt? Zwei bis drei Mahlzeiten reichen für Erwachsene vollkommen aus. (Bei Kindern sieht die Sache anders aus!). Einige kennen vielleicht Intermitting Fasting, Dinner cancelling und Co, bei denen eine rund 14 bis 18-stündige Fastenperiode von einem mehrstündigen Zeitfenster zum Essen abgelöst wird. Hierzu folgt mal ein eigener Beitrag, denn dazu gibt es viel zu sagen. Nur so viel vorab: Mit 48 h Fasten konnten Frauen mit Brustkrebs in einer kleinen Studie sogar die Effektivität und Verträglichkeit einer Chemotherapie verbessern. Denn gesunde Zellen kommen gut mit dem Fasten klar, während die Krebszellen vulnerabler und damit empfindlicher gegenüber der Chemo werden. Echt abgefahren, oder?
Zähne zeigen!
Ein ständiges Snacken ist auch Gift für deine Zähne. Du denkst, mit regelmäßigem Zähneputzen und ab und an einem Besuch beim Zahnarzt ist es getan? Sorry, reicht leider nicht! Denn Mundgesundheit fußt auf mehreren Säulen und neben der mechanischen Reinigung gehören Essenspausen sowie die Art der Ernährung unbedingt dazu. Zucker- und kohlenhydrathaltige Mahlzeiten werden von den Bakterien der Mundflora zu Säure zersetzt, die den Zahnschmelz angreifen. Zahnärzte sprechen von einer „Demineralisierung“. Unser Speichel ist in der Lage, die Säure zu neutralisieren und die verlorenen Mineralien wieder zuzuführen, es kommt also zur Remineralisierung.
Im Idealfall ist De- und Remineralisierung ein stetiges Wechselspiel und deinen Zähnen geht es bis ins hohe Alter gut. Fehlt dafür jedoch die Zeit, weil permanent mit süßen Getränken oder Speisen im Mund das Gleichgewicht auf Seite der Demineralisierung verschoben wird, ist Karies trotz guter Zahnputztechnik vorprogrammiert.
Deine Apothekerin des Vertrauens
Carolin
P.S. Für alle, die es mit Fachjargon genauer wissen wollen:
Fluorid verschiebt das Gleichgewicht von der Demineralisierung hin zur Remineralisierung und schützt daher in gewissem Maße vor Karies. Je nach Fluoridverbindung entsteht ein stabiles sowie ein labiles Fluoridreservoir. Beim stabilen Fluoridreservoir lagert sich das Fluorid direkt in den Zahnschmelz ein. Es nimmt entgegen der ursprünglichen Erwartung aber nur eine untergeordnete Rolle ein. Viel wichtiger in der Kariesprophylaxe ist nämlich das labile Fluoridreservoir, das sich mit Calcium auf der Zahnoberfläche bildet und kontinuierlich Fluorid-Ionen abgibt. Sobald ein Säureangriff den Zahnschmelz angreift, beschleunigt das vorhandene Fluorid dann die Remineralisierung.

100% Kariesschutz bietet aber auch kein Fluorid, bitte wieg’ dich also nicht in falscher Sicherheit! Und wie so oft in der Medizin gilt Paracelsus: „Allein Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei!“