#12: Getränke lieber heiß als kalt
Im Sommer eine kühle Erfrischung zum Essen? Mhm, keine gute Idee. Denn wenn du deine Verdauung optimieren willst, wäre ein warmes Getränk die bessere Wahl. Wie gut, dass ich Kaffee liebe :-)
Hey!
Im letzten Newsletter habe ich dir erklärt, wieso du dein Essen gründlich kauen solltest:
Doch das ist noch nicht alles, was du dir rund um deine Verdauung Gutes tun kannst.
Hierfür muss ich ein bisschen ausholen:
In deinem Magen sorgen Enzyme für die Zerkleinerung von Nahrungsbestandteilen und ermöglichen dir so die Aufnahme der Nährstoffe. Enzyme sind kleine biochemische “Scheren”, die jeweils bei einem bestimmten pH-Wert und Temperatur ihre maximale Aktivität und damit Wirkung entfalten. Kleine Verschiebungen führen zu hohen Aktivitätseinbußen.
Kurzum:
Bitte trinke nichts Kaltes während des Essens.
Denn unsere Verdauungs-Enzyme mögen es warm, um ideal arbeiten zu können! Eiskalte Cola….? Besser nicht! Tja, ich bin eine echte Kaffeeliebhaberin und freue mich darüber natürlich. :-)
Auch der pH-Wert spielt eine Rolle. Du brauchst genügend Magensäure, aber nicht zu viel und nicht zu wenig. Manchmal steckt sogar zu wenig Magensäure hinter Problemen wie Sodbrennen… Verrückt, oder? Einige Experten empfehlen sogar während der Mahlzeit auf Trinken zu verzichten, um die Verdauungssäfte nicht unnötig zu verdünnen…
Auch Stress kann eine unterschwellige Entzündung auslösen, die Säureproduktion drosseln oder übermäßig hochfahren, gleichzeitig verlängert sich Magenverweilzeit und das ganze Orchester kommt aus dem Gleichgewicht. Zack, du hast Beschwerden, greifst womöglich sogar zu nem „Magenschutz“ und das Dilemma ist perfekt. Denn zu wenig Magensäure setzt eine ganze Kaskade in Gang: Das pH-Optimum für die Enzyme wird nicht erreicht, Enzyme können also nur mit eingeschränkter Aktivität arbeiten, das Essen wird schlecht verdaut, Aminosäuren und Nährstoffe werden nur unzureichend resorbiert – und schon beginnt die Mangelversorgung.
Beispiel Lactoseintoleranz: Sicher, dass du einen Enzymmangel hast….? Oder können die Enzyme nur schlichtweg nicht richtig arbeiten, weil der pH-Wert verschoben ist…?
Wie es dann - möglicherweise über viele Jahre, Jahrzehnte - bei zu wenig Magensäure noch weitergeht, das skizziere ich dir exemplarisch: Calcium in Lebensmitteln liegt beispielsweise häufig als Calciumcarbonat vor, das einen niedrigen pH-Wert braucht, um überhaupt aufgenommen zu werden. Bei zu wenig Säure nimmst du also weniger Calcium auf, deine Knochen bräuchten es aber...
Eisen, Magnesium und viele weitere Nährstoffe werden ebenfalls schlechter resorbiert, wenn die Magensäure fehlt.
Auch B12 wird schlechter aufgenommen, rund 40% der Ü60-Fraktion weisen einen Mangel auf. B12-Mangel ist gleichzeitig häufig mit einem Folsäure-Mangel vergesellschaftet, was wiederum zu einem Anstieg von Homocystein führt, das einen eigenständigen Risikofaktor für unzählige Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Osteoporose, Demenz,…) darstellt…
Unter‘m Strich nimmst du quasi von allem zu wenig auf, wenn du zu wenig Magensäure hast. Nicht gut. Die gute Nachricht:
Du kannst einiges dafür tun kannst, um die Verdauungssäfte anzuregen und ideal auf die Verdauung vorzubereiten. Klassisch ist es das Feld der Bitterstoffe.
So weit muss es nicht kommen! Ein einfacher Trick, um die Magensäureproduktion anzuregen und damit die Verdauung zu unterstützen: Bitterstoffe! 15 Minuten vor der Mahlzeit ein paar Tropfen pflanzliche Bitterstoffe sind die ideale Vorbereitung. Alternativ macht auch ein schön bitterer Salat (Chicorée, Rucola) Spaß. Ach Mist, mittlerweile wurden die Bitterstoffe ja fast vollständig rausgezüchtet, .... Du kannst auch mit Zitronensaft oder Apfelessig kurz vor dem Essen arbeiten. Probiere es doch einfach mal aus, wenn du Probleme mit der Verdauung hast. Und na klar: ein gesundes Wechselspiel zwischen Stress und Entspannung!
Herzlich,
deine Apothekerin des Vertrauens Carolin
P.S. Du nimmst einen Säureblocker? Hinterfrage bitte kritisch bei deinem Arzt, ob er zwingend erforderlich ist. (Falls ja: Sprich mit der Apothekerin deines Vertrauens, wie du die Nachteile ausgleichen kannst. Falls nein: Sprich mit der Apothekerin deines Vertrauens, wie du ihn ideal absetzen kannst. Stichwort Rebound-Effekt. :-)) Falls du es genauer wissen willst, empfehle ich ab etwa 60 Jahren gerne auch B12, um den Mangel an Intrinsic-Factor und Magensäure auszugleichen. Denn spätestens ab etwa 60 Jahren geht die Produktion von so manchen Stoffen zurück. Und das bringt die ganze fein gesteuerte Verdauung aus dem Takt, mit allen negativen Folgen. Die passive Resorption ohne Intrinsic Factor erlaubt nur ungefähr einen Prozent Resorption von B12, daher sei nicht verwundert, wenn teilweise exorbitant hohe Dosen erforderlich werden. Hier ist eine gezielte Beratung sinnvoll, welches Präparat in Frage kommt und welches nicht. Du willst persönliche Beratung? In der Regel findest du mich Dienstagvormittag in der Apotheke Buchner in Rosenheim. Besuche mich gerne, dann sprechen wir weiter. :-)