#3: Iss keinen Dosenkram! Samen in Gefahr.
Liebe Männer, euer Samen ist in Gefahr! Denn dank BPA in Konservendosen geraten die Hormone außer Rand und Band, natürlich auch bei Frauen. Einwegglas als Alternative? Besser, aber nicht perfekt.
Endlich, der Frühling ist da!
Leider dauert es noch etwas, bis wir uns nur noch von saisonalem Obst und Gemüse ernähren können. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Methoden, um Essen haltbar zu machen. Im letzten Newsletter über Vitaman C habe ich dir ja erzählt, wieso Lagerung immer ein kritisches Thema bei Lebensmitteln ist.
Von einem Leser bekam ich eine Rückfrage, wie es mit der gleichzeitigen Lagerung von Äpfeln neben anderen Lebensmitteln hinsichtlich schnellerem Verderb sei… Ja, good point und danke für die Frage! Denn Äpfel dünsten Ethylen aus, ein Reifegas, das bestimmtes Obst und Gemüse in der Nähe zum Nachreifen oder entsprechend schnellerem Verderb verhilft. Im Kühlschrank ist Nachreifen zwar nicht so das Thema, aber idealerweise werden Äpfel getrennt (=Tüte) gelagert. Es ist also echt kompliziert. Da es hier den Rahmen sprengen würde, verweise ich gerne auf diese gute Übersicht.
Fermentieren ist in meinen Augen übrigens die smarteste und gesündeste Variante, Lebensmittel haltbar zu machen (sofern du nicht an einer Histamin-Intoleranz leidest - das gibt nochmal einen eigenen Newsletter über a) Fermentieren und b) Histamin).
Die in meinen Augen dümmste Variante ist die Konservendose. Ich habe für dich meine Schränke durchforstet und wisst ihr was? Ich habe nur eine einzige Konservendose in meiner ganzen Küche gefunden – mit Thunfisch. Wie viele sind es bei dir?
Mein größtes Problem mit Konserven ist das enthaltene „Bisphenol A“ (=BPA). Hast du schon einmal in eine Dose reingeguckt? Sie sind in der Regel mit einem Kunststoff beschichtet und der gibt kontinuierlich Bisphenol A in dein Essen ab. Mhm, guten Appetit!
Der tatsächliche Gehalt in den Lebensmitteln hängt dabei von vielen Faktoren ab und lag in chemischen Untersuchungen zwischen 5 und 38 ug pro kg Doseninhalt. Eine Schwedin wagte den Selbstversuch und ernährte sich zwei Tage nur von Dosenprodukten. Die Folge: Bisphenol A in ihrem Urin stieg um satte 4.000 Prozent an!
Vereinfacht gesagt wirkt Bisphenol A hormonartig. Es verstärkt weibliche Sexualhormone und hemmt hingegen männliche Sexual- sowie Schilddrüsenhormone. BPA steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen, die Fortpflanzungsfähigkeit zu reduzieren und die Entwicklung und das Wachstum zu stören. (Quelle: Umweltbundesamt)
Ob BPA und Co zumindest teilweise dahinter steckt, dass Mädchen und Jungs immer früher in die Pubertät kommen und es mit der Fruchtbarkeit steil nach unten geht...? Tja, das ist nach wie vor umstritten, denn die Datenlage ist widersprüchlich. Fakt ist: Laut einer israelischen Studie sank die Spermienzahl pro Ejakulation zwischen 1973 bis 2018 um stolze 62 Prozent! Männer in Europa, Nordamerika und Australien waren am deutlichsten betroffen – und seit dem Jahr 2000 verschärft sich die Situation.
Fakt ist ebenfalls: Für Babyflaschen und -produkte wurde BPA bereits verboten, aber wir nehmen es tagtäglich über zahlreiche andere Wege auf.
Eine Studie des Umweltbundesamtes untersuchte kürzlich 44 mögliche Alternativen zu Bisphenol A und kam zu dem Schluss, dass 43 davon nicht (!) empfohlen werden können, da sie ebenfalls hormonähnlich wirken oder Daten fehlen. Die Devise lautet also: Weil wir nichts über eine Schädlichkeit wissen, wird schon alles passen...?
Für mich nicht! Deshalb: Adieu und auf nimmer Wiedersehen, liebe Dosen! Bei Thunfisch ist es für mich fast schon egal, denn die olle Dose verzehre ich einmal im halben Jahr und wenn ich mir mit dem Thunfisch schon Unmengen Schwermetalle, PCB und Co einverleibe (Quelle: LGL Bayern), darf ein bisschen Bisphenol A als Krönung auch nicht fehlen.
Nur: Was ist die Alternative? Bei mir fällt die Wahl auf Glas – zähneknirschend, denn aus Umweltsicht ist Einwegglas eine Katastrophe: es fällt sehr viel Müll an und es wird eine enorme Menge Energie benötigt, um das Glas wieder einzuschmelzen und etwas neues daraus zu machen ... der ökologische Fingerabdruck lässt also zu wünschen übrig. Besser wäre ein Mehrwegglas.
Noch besser? Wenn du Zeit hast und planen kannst, greif’ doch mal auf getrocknete Hülsenfrüchte wie Kichererbsen und Bohnen zurück. Die musst du zwar über Nacht einweichen und am nächsten Tag lange kochen, aber du sparst nebenbei Geld und BPA-frei ist es auch. Und Anti-Nährstoffe baust du dabei auch auch noch ab. Das erkläre ich dann nächste Woche im Detail :-)
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Ansonsten empfiehl gerne den Newsletter weiter und bis nächsten Sonntag!
Deine Apothekerin des Vertrauens
Carolin
P.S. Für alle, die es mit Fachjargon genauer wissen wollen:
Bisphenol A wirkt als sogenannter endokriner Disruptor und wirkt östrogenartig. Die EU stuft BPA mittlerweile als „besonders besorgniserregenden Stoff“ ein – sowohl reproduktionstoxisch für Menschen als auch schädlich für die Umwelt (Quelle: Umweltbundesamt). Es wird insbesondere als Härtungsmittel für Polykarbonate in der Kunststoffproduktion sowie zur Herstellung von Epoxidharzen eingesetzt.
Wusstest du, dass Thermopapier wie Kassenzettel statt in das Altpapier in den Restmüll gehören? Auch diese waren häufig mit Bisphenol A beschichtet, ehe im Januar 2020 eine Gewichtsobergrenze für Bisphenol A eingeführt wurde. Wodurch dieses jetzt ersetzt wird? Tja, vermutlich mit nichts wirklich besserem. Denn auch Bisphenol S steht mittlerweile im Verdacht, hormonähnlich zu wirken… Landen Kassenzettel in der Altpapiertonne, kehrt BPS damit dummerweise über Recyclingprodukte wieder zurück in die Umwelt und wird z.B. durch Toilettenpapier über deine Haut aufgenommen.