AGEs: Grillen ohne Reue?!
Sommer, Sonne, Scampi vom Grill, knusprige Pommes im Freibad - was könnte es schöneres geben?! Tja, wären da nicht die AGEs. Was das genau ist und wie ich damit umgehe, erfährst du hier.
Na, schonmal von AGEs gehört? Sogenannte Advanced glycated end-products sind das, was ein Steak vom Grill oder die Pommes so lecker macht, nämlich die wunderbar leckeren Röstaromen oder wissenschaftlicher ausgedrückt: Produkte der Maillard-Reaktion. Hierbei reagieren reduzierende Zucker mit den freien Aminogruppen von beispielsweise Eiweiß. Besonders Grillen, Frittieren oder Braten bringt nicht nur Geschmack ins Essen, sondern treibt leider auch die AGE-Konzentration in die Höhe.
Und das landet dann nicht nur im Mund, sondern auch im Blut und wird zum Problem. Denn eine erhöhte Zufuhr an AGEs steht mit verschiedenen chronischen Entzündungs-Erkrankungen im Zusammenhang. Nein, Rheuma meine ich damit nicht, sondern Diabetes mellitus Typ 2, Gefäß- und Herz-Kreislauferkrankungen. Richtig gelesen, chronisch-entzündliche Prozesse wie Diabetes und co. Denn nach heutigem Kenntnisstand spielt die sogenannte silent inflammation eine wichtige Rolle in der Pathogenese von beispielsweise Diabetes, also unterschwellige Entzündungen.
AGEs können zur Freisetzung zahlreicher Entzündungsbotenstoffe führen, wie beispielsweise Interleukin 1, Interleukin 6, TNF-alpha. In den Zellen der Blutgefäße werden Adhäsionsmoleküle (VCAM-1, ICAM-1) exprimiert, die zu einer Entzündung des Endothels führt. Auf dieser beruht dann schließlich Artheriosklerose und ist damit die Basis für Herzinfarkt bzw. Schlaganfall. Oxidativer Stress und auch nitrosativer Stress ist die Folge…
Und als wäre das nicht genug, fördern all diese Mechanismen auch noch eine Insulinresistenz. Insulinresistenz bedeutet, dass der Körper auf das ausgeschüttete Insulin nicht mehr adäquat reagiert, daher immer höhere Mengen Insulin braucht, bis die Bauchspeicheldrüse irgendwann erschöpft ist und vermehrt Blutzuckerspitzen auftreten oder der Blutzucker insgesamt zu hoch bleibt. Das ist insofern kritisch, dass Blutzuckerspitzen selbst wiederum die körpereigene Bildung von AGEs hochtreiben…
Willkommen im Teufelskreis!
Meine konkreten Tipps zum Grillfest:
Zentrales Thema ist oxidativer Stress. Achte also auf eine bunte Auswahl an Antioxidantien, und da hat die Natur viel zu bieten: ich persönlich ziehe bunte, knackige Salate und Gemüsebeilagen dem Nudelsalat vor. Beeren und knackiges Obst sind auch super
Achte auf deinen Blutzucker. Ich lasse das Brot lieber liegen und versuche mittels Low-Carb* die Zuckerspitzen in Schach zu halten oder zumindest auf die Reihenfolge zu achten und erst Salat und Eiweiß zu essen
Nicht ständig snacken, sondern lieber einmal satt essen und dann lieber eine Runde tanzen :-)
*(An der Stelle noch ein Tipp der Apothekerin deines Vertrauens: Low Carb und Alkohol kann eine doofe Kombination sein, da die Blutzucker-Gegenregulation durch Alkohol gestört wird und der Glucagen-Speicher der Leber bei Low Carb leergefegt ist. Ich greife beim 3. Glas Wein daher bewusst zu einer Scheibe Brot, um nicht im Unterzucker zu landen (insbesondere wenn ich tanze).
Hand auf’s Herz, Sommer soll Spaß machen und darf genossen werden! Aber wenn du jeden Tag grillst, empfehle ich dir wirklich, auf einen großen Gemüse- und Salatanteil zu achten. Mach’ doch als Dessert ein leckeres Beerensorbet: Gefrorene Beeren und einen kleinen Schuss Sahne und 1-2 EL Quark pürieren, fertig. Mein Sohn und ich lieben dieses Dessert ohne Reue :-) Tja, und Scampi vom Grill? Die sind immer ein Träumchen (wert)… zumindest für mich.
Herzlich
deine Apothekerin des Vertrauens
Carolin
P.S. Für alle, die es genauer wissen wollen, ist sicherlich interessant, dass der HbA1c wohl das bekannteste AGE überhaupt ist. Mit dem HbA1c kann eine Aussage über den Blutzucker der letzten 3 Monate getroffen werden, da die Lebensdauer der Erythrozyten ungefähr 100 Tage beträgt. Leider wird nicht nur Hämoglobin bei hohen Blutzuckerspitzen glykosyliert, sondern auch Myelin von Neuronen. In der Folge fördern AGEs und hohe Blutzuckerspitzen Neuropathien ebenso wie beispielsweise das Risiko für Morbus Alzheimer. Auch Lipide, Aminosäuren und Enzyme werden durch Glykierung geschädigt und bußen in ihrer Funktion ein. Das ist das große Dilemma der AGEs. Ein wesentlicher Ansatz ist daher eine breite Versorgung mit Antioxidantien. Ich supplementiere beispielsweise Vitamin C im Grammbereich zusammen mit Bioflavonoiden, arbeite mit Magnesiumtaurat (Taurin= stark antioxidativ wirksame schwefelhaltige Aminosäure), Glutathion und phasenweise alpha-Liponsäure.
Sehr schöner Artikel ! Danke.
Herzlichen Dank für deinen Beitrag liebe Carolin:-)