#25: Aber warum ist der Darm so wichtig?
Du hast schon einige Tipps rund um eine gesunde Verdauung erhalten. Aber wofür soll das alles gut sein? Das erfährst du hier. Und: Stress ist der Darm-Killer Nummer eins.
Willst du wissen, warum der Darm so wichtig ist?
Ich erkläre es dir gerne, denn es ist wirklich wie in einem Orchester: Ist deine Darmbarriere gestört, wird der Darm durchlässiger (Leaky gut) und das Drama nimmt seinen Lauf. Das kann an zu viel Stress, einer Dysbiose (=falsche/ungünstige Besiedelung des Darms), Vitamin- oder Aminosäuremangel, falscher Ernährung, Zusatzstoffen, Antibiotika, Protonenpumpenhemmern oder auch allem zusammen liegen. Der Darm erfüllt jedoch als Barriere eine ganz wesentliche Rolle.
Dann kann es passieren, dass du oben Mikronährstoffe hineinkippst wie du willst, aber du deinen Bedarf einfach nicht decken kannst, weil
A) nichts ankommt und resorbiert wird
B) die Leber große Mengen Antioxidantien und Co verbraucht und überlastet ist. Denn lässt der Darm mehr durch als er sollte, dann muss die Leber Höchstarbeit leisten. Du fühlst dich müde, schlapp und bist nicht richtig leistungsfähig. Nein, im Blutbild sieht man davon nichts.
C) durch die silent inflammation das ganze System in Schieflage gerät (z.B. Insulinresistenz) und ein Teufelskreis entsteht.
Der Darm ist also wie eine gute Sekretärin, die dem Chef die ganzen Werbevertreter vom Hals hält, während sie die richtigen Kunden durchlässt. Zusätzlich übernimmt der Darm eine ganz wesentliche Rolle für das Immunsystem und entscheidet, ob jemand Feind oder Freund ist. Türsteher trifft es also auch ganz gut. :-)
Die Barrierefunktion ist jedoch nicht alles. Zusätzlich übernimmt der Darm eine ganz wesentliche Rolle für ein schlagkräftiges Immunsystem und immer mehr Forschungsarbeiten weisen auf die Bedeutung für die Darm-Hirn-Achse hin. Denn Darm und Gehirn beeinflussen sich bidirektional ganz erheblich! Rund 10-20% der Informationen gehen über den Nervus Vagus vom Gehirn zum Darm, im Umkehrschluss gehen 80 - 90 % (!) vom Darm zum Gehirn.
Das ist aber noch nicht alles: Zahlreiche Stoffwechselprodukte, wie beispielsweise kurzkettige Fettsäuren, beeinflussen über das Blut unseren ganzen Körper und gehen beispielsweise direkt ins Gehirn. Ist der Darm nicht gut aufgestellt, gelangen ebenfalls proinflammatorische Botenstoffe ins Gehirn,… wusstest du, dass Depression auch als Entzündung im Gehirn gesehen werden kann? Und bei Depression oder auch Schlafstörungen ein Blutwert (BDNF) vermindert ist, den wir beispielsweise zum Lernen benötigen und unsere Nerven schützt? Und wusstest du, dass du BDNF ganz natürlich beispielsweise durch Sport, aber auch durch kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat erhöhen kannst, dessen Produktion sich im Darm beispielsweise durch vermehrte Ballaststoffzufuhr erhöhen lässt? Andersherum senkt Stress den BDNF-Spiegel - übrigens ebenso wie oxidativer Stress (freie Radikale!). Wenn du über die Darm-Hirn-Achse mehr erfahren möchtest, schreibe mir gerne. Ich habe letzte Woche für Fachkreise knapp 2 Stunden zum Thema Antibiotika, Darm-Hirn-Achse und Depression referiert.
Ja, Dreh- und Angelpunkt ist damit wieder Stress und ich kann mir vorstellen, dass du das Thema schon nicht mehr hören kannst. Aber ich mache es noch anschaulicher für dich, damit du verstehst, wieso Stress für den Darm so ein großes Problem ist: Stress kann durch Sympathikus-Aktivierung und Vasokonstriktion (=”Kampf/Flucht-Reaktion”) dazu führen, dass die Durchblutung in deinem Darm auf bis zu 1/3 gedrosselt wird. Ein Drittel!
Deinem Darm kann es nicht gut gehen, wenn er mies durchblutet ist. Bist du ununterbrochen gestresst, kämpfst du biochemisch um das Überleben. Und damit nimmt das Drama seinen Lauf und so schließt sich der Kreis, dass du bist, was du isst, und im Darm der Sitz der Gesundheit ist.
Die Lösung könnte dann sein: Beruhige deinen Darm! Stärke die Barriere! Krieg’ die Entzündung (Stichwort: silent inflammation) in den Griff! Baue Stress ab! Genieße dein Essen (Achtsamkeit!)! Optimiere deine Magensäure! Kaue dein Essen 20 mal, ehe du es runterschluckst! Iss’ mehr resistente Stärke :-) Antiinflammatorische Kost bzw. Nahrungsergänzungsmittel sind ebenfalls ein guter Ansatz. Für manche ist der Schlüssel, um den Stress runterzuregulieren, übrigens Bewegung. Für andere, die ohnehin immer durchpowern, wäre hingegen Meditation, Stille oder ein Spaziergang besser als ein hartes HIIT-Training. Denn unser Leben dreht sich um Polarität! Yin und Yang, Anspannung und Entspannung,…
Herzlich
Deine Apothekerin des Vertrauens
Carolin
P.S. Meine persönlichen Anti-Stress-Hacks? Als erstes kam die Erkenntnis, dass ich mir den Stress selbst kreiere und ich die volle Verantwortung für meinen Stress übernehme. Ich bin Stress nicht ausgeliefert, er “passiert” mir nicht, sondern ich mache ihn mir. Wenn ich ihn ständig selbst erschaffe, muss ich damit ja einfach nur aufhören. :-) Dieser Entschluss war also Schritt zwei. Und dann gehts ans Eingemachte: Was stresst mich? Erschreckend viel, musste ich feststellen, und ich habe beschlossen, mich a) entweder nicht mehr davon stressen zu lassen (Korrektur der Wahrnehmung/Haltung/Bewertung) oder b) Dinge zu lassen, die mich stressen. Zusätzlich kann man über den Körper ganz gut Ruhe ins System bringen: Ich spaziere täglich barfuß im Gras, dusche täglich eiskalt, meditiere, benutze täglich eine Akkupressurmatte, greife zu Prä- und Probiotika, habe einen sehr aktiven Lebensstil und fahre täglich 30-60 Minuten Fahrrad, gehe täglich spazieren; mein Handy ist öfter mal im Flugmodus und ich zwinge mich dazu, mit dem Multi-Tasking aufzuhören. Mein bestes Tool ist allerdings die Atemübung 4-7-8 und immer wieder bewusst tief in den Bauch zu atmen. Wir atmen alle viel zu schnell und oberflächlich… Aber das ist ein anderes Thema.
Wie immer, liebe Carolin, es ist hervorragend 😀