#21: Allergie adé?!
Viele Menschen leiden an Heuschnupfen. Ergänzend zu Arzneimitteln gibt es einiges, was du tun kannst - von schnellwirksamen Phytopharmaka bis hin zu langfristigen Therapieoptionen
Na, kennst du das? Die Nase juckt und läuft, du bekommst schlecht Luft und bist unsicher: Ist etwa ein Infekt im Anmarsch oder doch eine Allergie? Ersteres wäre ansteckend, letzteres ziemlich lästig…
Mir ging es zuletzt vor fünf Wochen so. Glücklicherweise habe ich einiges in meinem Apothekerschränkchen - und welche Zaubermittel ich da herausfische, erfahrt ihr weiter unten in diesem Newsletter. In Deutschland sind etwa 30 % der 18- bis 79-Jährigen irgendwann von irgendeiner Allergie betroffen. Die Lebenszeitprävalenz von Heuschnupfen beträgt 15,6%. Vorab deshalb ein paar allgemeine Informationen:
“Eine allergische Rhinitis (“Heuschnupfen”) sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine frühzeitige und Ursachen-basierte statt nur symptomatische Therapie ist meiner Meinung nach sehr wichtig! Denn auch ein Etagenwechsel zum allergischen Asthma ist möglich.”
die Apothekerin des Vertrauens
Grundsätzlich gibt es bei der Allergie einen therapeutischen Ansatz an der Ursache (allergenspezifische Immuntherapie, also Hyposensibilisierung), bei dem das Immunsystem (um-)lernen soll, dass das Allergen harmlos ist und nicht bekämpft werden muss, sowie die symptomatische Pharmakotherapie. Bei letzterem werden die Symptome der Fehlregulierung des Immunsystems durch antientzündliche oder antiallergische Stoffe abgefangen.
Was passiert bei Heuschnupfen: Bei einer Allergie kommt es zu einer Überempfindlichkeit gegenüber einem Allergen, wie z.B. Katzenhaaren oder Pollen. Unser Körper produziert fleißig IgE-Antikörper, die an Mastzellen gebunden sind. Kommt es dann wieder zu Kontakt mit diesem Allergen, “platzen” die Mastzellen und setzen jede Menge Histamin & weitere Stoffe aus. Die Folge? Symptome wie Juckreiz, Rötung, Fremdköprergefühl, Niesattacken, erschwerte Nasenatmung und auch MItbeteiligung der Augen (Rötung, Tränen). Bei Heuschnupfen liegt also eine lokale, zelluläre Entzündungsprozess vor. Tückischer Weise kann auch nach dem Allergenkontakt noch eine leichte, unterschwellige Entzündung fortbestehen (“nasale Hyperreaktivität”), die dann auf unspezifische Reize reagiert. Und der zweite Haken: In der Regel kommt es nach wiederholtem Allergenkontakt zu immer stärkeren Reaktionen (Priming)….
Du siehst schon: Es macht durchaus Sinn, an der Wurzel anzusetzen und nicht nur zu einer Allergietablette zu greifen, die das Histamin vom Rezeptor vertreibt. Denn klar nimmt dir das erstmal die Symptome weg. Aber es verhindert nicht, dass Histamin freigesetzt wird, ändert nichts an der unterschwelligen Entzündung und verhindert nicht den oben beschriebenen “Priming-Effekt”… Verstehe mich nicht falsch: Pharmakotherapie hat definitiv seine Berechtigung. Ich bin persönlich sogar eher Freund eines Cortison-basierten Nasensprays als von Antihistaminika zur oralen Einnahme. Aber über die Pharmakotherapie müsste ich sehr differenziert schreiben, deshalb will ich an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen. Nur so viel: Insgesamt wird Heuschnupfen meiner Meinung nach viel zu sehr auf die leichte Schulter genommen und untertherapiert.
Glücklicherweise gibt es einiges, was du selbst tun kannst:
Allergen-Vermeidung/-Reduktion: Nasendusche, Haare abends vor dem Schlafen waschen, um die Pollen zu entfernen; Kleidung im Badezimmer ausziehen und nicht im Schlafzimmer
auf eine abwechslungsreiche Ernährung achten (eh klar ;-))
Vitamin C, Vitamin C, Vitamin C! Denn Vitamin C ist antioxidativ und am Histamin-Abbau beteiligt. Am besten prophylaktisch hochdosiert und in der Akutphase gilt umso mehr: viel hilft viel. Experten aus meinem Umfeld empfehlen durchaus prophylaktisch 1000 mg und verdoppeln die Dosis bei Beschwerden nochmal. Tipp: ideale Kombination mit Bioflavonoiden oder auch dem sekundären Pflanzenstoff Quercetin. Zufällig arbeite ich bei einem NEM-Hersteller, der beides führt (unbezahlte Werbung!): Quercetin plus Vitamin C & OPC sowie Vitamin C 1000 mit Zitrusfruchtextrakt, also Bioflavonoiden. Letzteres steht immer an meinem Arbeitsplatz und zu Hause, damit ich meine tägliche Vitamin-C-Dosis (im 4-stelligen Milligrammbereich) auch ja nicht vergesse. Quercetin ist sowieso ein ziemlich abgefahrener, toller Pflanzenstoff. Denn er geht an die Ursache, reguliert nämlich die fehlgesteuerte Balance des Immunsystems. Es stabilisiert Mastzellen, d.h. die “platzen” nicht so schnell, schütten nicht so viel Histamin aus, es wirkt entzündungshemmend, es wirkt antioxidativ und vieles, vieles mehr. Quercetin kommt auch in der Natur vor, beispielsweise in roten Zwiebeln oder Äpfeln. Leider kann ich nicht täglich 3-4 kg frische Äpfel essen, um die Menge der Kapsel zu erreichen…
Photo by Clay Banks on Unsplash Schwarzkümmelöl (unbezahlte Werbung!). Ich liebe es! Bis vor wenigen Wochen hat mich Schwarzkümmelöl nicht die Bohne interessiert. Aber Dank eines befreundetes Arztes habe ich mich mit der Studienlage befasst und tatsächlich, schon nach 2 Kapseln und einem Tag konnte ich mein Nasenspray wieder zurück in den Apothekerschrank räumen. Schwarzkümmelöl ist mein Geheimtipp bei Allergie, denn es wirkt ebenfalls wunderbar entzündungshemmend, reguliert die Immunbalance, stabilisiert Mastzellen und vieles mehr. Besonders spannend: Es wirkt bronchodilatorisch, d.h. auch die Atmung wird verbessert. Das ist übrigens auch ein Geheimtipp, falls der lästige, trockene Husten nach einem Infekt einfach nicht weggehen möchte…. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass es sich positiv auf die Insulinwirkung auswirkt (klar, durch die Entzündungshemmung)
Darm-Gesundheit: Na, wie sieht es denn mit deiner Ernährung aus? Kürzlich vielleicht sogar ein Antibiotikum gebraucht? Nach Antibiose, bei Allergie wie auch Infektanfälligkeit solltest du immer deinen Darm unterstützen. Natürlich merkst du dabei keinen Effekt innerhalb von Tagen, aber langfristig lohnt es sich für deinen gesamten Körper. Mein aktuelles Einnahme-Schema: 3g Glutamin plus 1 Beutel mit Prä- und Probiotika (ebenfalls unbezahlte Werbung).
eine gute Basisversorgung mit viel Gemüse, abwechslungsreicher Kost, Omega-3-Fettsäuren, natürlich ausreichend Zink, Vitamin D, Selen und dies und das.
Erschlagen? Ja, das ist eine ganze Menge. Aber es muss nicht gleich alles auf einmal sein. Mein Tipp: Probiere doch einfach mal Schwarzkümmelöl aus und spiele mit Vitamin C. Dein Cetirizin möchte ich dir auch nicht madig machen - ich hab die Tabletten auch im Schrank. Aber vergiss bitte nicht, dass das Symptom ein Hinweis ist und es sich immer lohnt, die Ursache mitzubehandeln.
Das Beste kommt aber zum Schluss, und ich bin noch immer ganz aufgeregt: Gestern durfte ich mein erstes Interview für YouTube drehen. Im nächsten Newsletter erlebt ihr mich also in einem spannenden Dialog mit einem ärztlichen Kollegen in Bild und Ton…. :-)
Deine Apothekerin des Vertrauens
Carolin
P.S. Für alle, die es genauer wissen wollen noch ein paar Sätze zur Allergieprävention: Tatsächlich ist die Prävalenz allergischer Erkrankungen in westlichen Industrienationen anhaltend hoch. Leider! Ein besonderes Augenmerk sollte deshalb auf der Allergieprävention liegen. Die aktuelle S3-Leitlinie mit Stand November 2022 fasst zusammen, dass
Säuglinge in den ersten 4 bis 6 Monaten am besten ausschließlich gestillt und auch parallel zur Beikosteinführung gestillt werden sollten
die Biodiversität eine ausgesprochen wichtige Rolle in der Toleranzentwicklung und damit Allergieprophylaxe spielt. Aufwachsen auf dem Bauernhof ist tatsächlich mit einem niedrigeren Asthma- und Allergierisiko verbunden. Schon meine Oma wusste: Kind, Dreck reinigt den Magen! Stichwort frühzeitige unspezifische Immunstimulation
Familien mit erhöhtem Allergierisiko sollten sich besser keine Katze neu anschaffen
Luftqualität zählt ebenfalls, also Zigarettenrauch, Ozon, Feinstaub, Stickoxide.
Gut zu wissen: Schwangere sollen nicht auf Obst, Nüsse, Milchprodukte, Fisch und Co verzichten, um irgendein Allergierisiko zu senken. Wie so oft gilt also: Ausgewogenheit ist Trumpf.